WCG Podcast

Die Kunst familiengeführter Unternehmen

Die deutsche Unternehmenslandschaft ist geprägt von mittelständischen Familienunternehmen. Was es aber bedeutet, die verschiedenen Generationen unter einen Hut zu bekommen, das Berufliche und Private zu trennen und so ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, gerät schnell in den Hintergrund. In der 46. Folge Creating Relevance haben wir daher Dominic Krätz, Geschäftsführer und Gesellschafter der Isabella Glutenfreien Pâtisserie, zu Gast. Gemeinsam sprechen wir darüber, wie es seine Familie geschafft hat, das generationsübergreifende Unternehmen zu gründen und aufzubauen und können so auch einen Blick hinter die Kulissen der Isabella Glutenfreien Pâtisserie werfen.

Paula Paulsen
2024-05-15
WCG GmbH & Co.KG

Die Geschichte

Der Anstoß für die Idee eine glutenfreie Pâtisserie zu eröffnen, war die Diagnose Zöliakie, die Domicic Krätz’s Mutter Isabella vor über 10 Jahren erhielt. Unmöglich war es ab jetzt, sich von Getreideprodukten wie der geliebten Pasta zu ernähren. „Meine Mutter hat schon immer gerne und viel gekocht. Nach der Diagnose hat sie angefangen, sich mit glutenfreien Getreidearten auseinander zu setzen und glutenfrei zu backen“, erzählt Dominic in unserem Podcast. Mit der Zeit stellte die Familie fest, dass es auch in ihrem Freundeskreis eine große Zahl an Menschen gab, die ebenfalls glutenfreie Produkte benötigten. So entstand Isabellas Idee, ein glutenfreies Café im Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel zu eröffnen.

Dominic Krätz selbst war zu diesem Zeitpunkt noch in der Beratung tätig und begann gerade mit seiner Promotion. Parallel begann er aber, sich in den Markt für alternative Ernährungsformen einzulesen. 2014 entschloss er sich gemeinsam mit seinen Eltern, das Unternehmen zu gründen. Schnell bemerkten sie, wie groß der Zuspruch für die glutenfreien Lebensmittel war und wie viel Potenzial in ihrer Idee steckte. Deswegen folgte auf das erste Café in Düsseldorf schnell ein weiterer Laden an der bekannten Königsallee, bevor im Abstand von nur wenigen Monaten weitere Standorte in ganz Deutschland entstanden.

 

Familienunternehmen – mehr als nur Business

Ein Familienunternehmen zu führen, bringt jedoch noch eine ganz besondere Komponente mit sich: Im Zuge der Expansion mussten nicht nur Prozesse standardisiert, Lieferungen koordiniert und sichergestellt werden, dass die Kunden an jedem Standort das gleiche Erlebnis erfahren. „Es wird häufig unterschätzt, was es heißt, generationsübergreifend ein Unternehmen mit der Familie zu gründen“, erzählt Dominic, „es ist eben nicht nur Business, sondern auch eine persönliche Komponente die gemanaged werden muss“.

Viele generationsübergreifende Familienunternehmen werden mit der Herausforderung konfrontiert, Wege zu finden, die unterschiedlichen Generationen und deren Perspektiven in Einklang zu bringen. Auch Dominic und seine Familie mussten sich damit auseinandersetzen: „Wenn wichtige Entscheidungen getroffen werden mussten, ist mein Vater natürlich auch trotzdem mein Vater und nicht nur mein Ko-Gesellschafter. Es war immer wieder herausfordernd, die Rollen in Einklang zu bringen und auch die Emotionalität herauszunehmen.“
 

Tipps, um diese Herausforderung zu meistern

Berufliches und Privates trennen

A&O ist aus seiner Perspektive, dass Berufliche und Private zu trennen. Praktisch impliziert dies, dass Räume für beide Arten der Konversation geschaffen werden müssen: Zuhause ist Zeit für Privates – in der Firma dreht sich die Welt rund um geschäftliche Themen.

Besonderheiten der Generationen anerkennen

Die Besonderheit generationsübergreifender Familienunternehmen ist, dass die Generationen unterschiedliche Sichtweisen haben und somit unterschiedliche Impulse einbringen. „Der Schlüssel war für uns, anzuerkennen, dass jede Generation anders tickt. Abhängig davon, in welcher Generation wir aufgewachsen sind, haben wir einen anderen Blick auf die Welt. Nur wenn man das anerkennt, kann man den anderen verstehen und gemeinsam Lösungen entwickeln, die das Unternehmen nach vorne bringen.“, erzählt Dominic.

Argumente zählen lassen

Entscheidungen zu treffen, die die Zukunft des gemeinsamen Unternehmens betreffen, können schnell in hitzige Diskussionen umschlagen. Der jüngeren Generation wird in solchen Momenten häufig fehlende Lebenserfahrung vorgeworfen, während der älteren Generation Engstirnigkeit und fehlende Wandlungsfähigkeit vorgeworfen wird. Um dieses Problem zu lösen, gibt es eine einfache Faustformel: Argumente zählen lassen und keine Titel!

 

Ein Blick in die Zukunft

Seit der Gründung hat das Unternehmen eine Reihe von unterschiedlichen Konzepten ausprobiert: Von 340 Quadratmetern in München bis hin zu 17 Quadratmetern To-Go in Düsseldorf. Aus jedem dieser Konzepte konnte gelernt werden – um die Winning Formula zu entdecken!

Die Reise wird das Unternehmen als nächstes nach Berlin führen. „Das Metropolen-Konzept ist für uns durchaus spannend. Aber die Schritte müssen nachhaltig gegangen werden. Wir gehen behutsam vor, denn bei uns steht Beständigkeit und Nachhaltigkeit im Vordergrund“, erzählt Dominic.

Aktuell beschäftigt das Unternehmen 70 Mitarbeiter in der Produktion. Wenn man diese Manufaktur nun z.B. durch neue Standorte aufs nächste Level hebt, hat das auch Implikationen für die Produktion und die Prozesse. Besonders wichtig ist Dominic bei solchen Überlegungen der Faktor Mensch: Sowohl seine Mitarbeitenden als auch die Kunden müssen bei den Veränderungen miteinbezogen werden. Das gilt auch beim Thema Digitalisierung, wie Dominic erzählt: „Um der Qualität unserer Produkte gerecht zu werden, lässt sich das Geschäft nur über Retail abbilden. Wir bemerken, dass die Leute trotz der Entwicklungen der letzten Jahre einen Ort des Zusammenkommens suchen. Deswegen möchten wir unsere Läden als Erlebnis gestalten, das mit der Philosophie des Produkts und der Marke übereinstimmt. Trotzdem gilt es aber natürlich auch neue Entwicklungen in Betracht zu ziehen. Dazu gehört z.B. die Digitalisierung in der Produktion, digitale Speisekarten oder auch direktes Bezahlen am Tisch. Bei all dem gilt für uns jedoch schrittweise vorzugehen – schließlich muss der Konsument mitziehen.“

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