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Dachmarkenforum - Emotional Branding

"Wir haben die Einfachheit durch Vielfalt ersetzt..."

... und dabei viel verloren.

 

Am vergangenen Freitag hatte ich die Ehre, die Conclusio auf dem Dachmarkenforum von Josef Roosen und Petra Felten zu halten. Es galt, einen ganzen Tag voller Eindrücke und inspirierender Vorträge zusammenzufassen. Gar nicht mal so leicht, wie ich feststellen musste:

Lea Heuchtkötter

Im Großen und Ganzen ging es um

✔ eine Welt, die aus den Fugen geraten scheint,
✔Geschwindigkeit,
✔das Lernen, Dinge neu zu denken - oder alt?
✔Ethik und Regularien,
✔Authentizität und Identifikation,
✔Erlebnisse,
✔Liebe,
✔Nachhaltigkeit,
✔Perfektionismus - oder den Anspruch, nie fertig zu sein,
✔und Geschichten.

Über Schönheit und Begegnung

Beginnen durften wir den Tag mit einem eindrucksvollen Vortrag von Prof. Jan Teunen, der über Schönheit und Begegnung referierte. Denn die Schönheit sei die Antwort auf die zahlreichen Krisen unserer Zeit. Und: Sie ist gefährdet. Unser Schicksal sei es, unsichtbar zu werden. "Die Welt ist müde", nur noch 14 % aller Beschäftigten sind motiviert bei der Sache - mit so einer müden Truppe werde es schwer, Gesellschaft zu gestalten. Es sei also die unternehmerische Pflicht, Umstände zu schaffen, damit Menschen sich wieder motivieren können. Treiber - so Prof. Teunen- ist die Schönheit. Die Schönheit in der Umgebung und die Schönheit im Miteinander bringen Kreativität und Sichtbarkeit zurück.

Welt und Wirtschaft sind aus den Fugen geraten. "Wir haben die Einfachheit durch Vielfalt ersetzt" und dabei die Erinnerung an unsere Kindheit und die Zeit davor verloren. Geschwindigkeit und Effizienz haben nach und nach für eine wirtschaftliche Dominanz gesorgt, die wie Sand im Getriebe die kosmische Ordnung zerstört und das Gleichgewicht von Wirtschaft und Ethik beschädigt habe. Es gilt, so Teunen weiter, die Verbindung wieder herzustellen und die 5 Wirkungselemente der Antike Wirtschaftlichkeit, Schutz, Zusammengehörigkeit, Kultur und Identitätsstiftung zu restaurieren, um Gesellschaft in Zukunft wieder zu gestalten und nicht zu verunstalten. Denn "Schönheit bedeutet zu wissen, was es heißt zu lieben." - so endete der erste beeindruckende Vortrag des Tages.

Retailtainment

Als nächstes berichtete uns Daniel Samy El Menshawi von seiner Idee und Definition von "Retailtainment". Eine beeindruckende Zahlenschlacht leitete seinen Vortrag ein. Rund 15 Millionen m2 Leerstand in den großen deutschen Innenstädten, 500 Milliarden unverkaufte Kleidungsstücke, 230 Millionen vernichtete Textilien, 315 Millionen Retour-Pakete - alleine in Deutschland. Der Handel befindet sich auf einer Achterbahnfahrt, fürs kommende Jahr werde dem Online-Handel 9 % weniger Umsatz prognostiziert, viele psychologische Faktoren verunsichern die Verbraucher. Zentrale Frage muss also sein: Was will der Kunde eigentlich?

Er wolle Reisen, neue Arten von Influencern entdecken, Neues durchleben, Nervenkitzel erfahren, Begeisterung spüren, Faszination erleben, Magie aufsaugen, Interaktion empfinden, Inspiration fühlen, sich selbst im Mittelpunkt sehen – Stichwort Hyperpersonalisierung, so Samy weiter. Junge Generationen stellten das Thema Experience weit über den eigenen Besitz. Doch was bedeutet das für den Retail der Zukunft? „Wir brauchen den Zauber“, eine „Retail Renaissance“ mit dem Point of sales im Auge. Gemeinsame Erlebnisse, Partnerschaftliches gestalten, zeitgemäße Auftritte und Zusammenhalt. Clubhouse Culture, Traum- und Erlebniswelten, Geschichten – den Kunden ins Wohnzimmer der Marke einladen. „Es braucht nicht viel, nur Kreativität“ davon ist Samy überzeugt.

Faszination KI

Vom stationären Handel ging es in die Welt der KI. Marco Burkhardtsmayer führte uns in die faszinierende Welt von KI. KI könne viele Probleme lösen, doch sie sei auch „mächtig, sehr schnell und unkontrollierbar“ und so beherrschte auch hier die Frage die Diskussion, wie man in Zukunft noch echt von unecht unterscheiden werden können. Eine ethische Diskussion, auf die es noch keine Antworten gibt.
Noch vor einem halben Jahr berichtete Marco uns von „Spielkram“ – KI-generierte Bilder. Heute sind KI-Systeme überall – oft ohne, dass wir es überhaupt merken. Customer Service brauche schon lange keine Menschen mehr. Es bleibt aber die ethische Frage, was das mit der eigenen Brand eigentlich mache und ob das mit der eigenen Positionierung in Einklang gehe.

Was kann KI? KI kann Geschwindigkeit. Die View-Dauer 2023 lag bei 2,8 Sekunden – Plattformen wie TikTok treiben diese Entwicklung massiv voran. Inhalte, die bisher für sehr viel Geld erstellt wurden, bleiben nur wenige Sekunden im Blick. KI kann analysieren, Zusammenhänge erstellen, Daten auswerten und passenden Content erstellen – schneller als jedes Team es jemals könnte. Der gesamte Shooting-Bereich könnte damit transformiert werden und das – zumindest bis jetzt – ohne, dass Konsumenten dies negativ auffalle. Spontan, schnell und ohne Rechte-Probleme mit Copyrights etc. - KI vereinfache Workflows – wenn, so Burkhardtsmayer weiter, sich die Workflows vorab einmal angesehen und optimiert würden, bevor KI ins Spiel komme. „KI ist blöd“, sie macht nur, worauf sie trainiert ist. Um reproduzierbare Ergebnisse zu bekommen, die im besten Fall zur eigenen Brand passen, sei es sinnvoll, eigene KI-Lösungen intern zu verankern. Und: Maschinen können besser mit Maschinen. Menschen besser mit Menschen?

„Von der Nische zur Fashion-Brand“

Greta Meyza stellte uns das Unternehmen ARMEDANGELS vor. 2007 gegründet, wurde von Anfang an die Idee verfolgt, ein Business zu gründen, was fair für alle und trotzdem profitabel sei. Das Thema Nachhaltigkeit sei bis heute fest in der Marken-DNA verankert und werde über alle Ebenen gelebt. Immer im Vordergrund stehe der Gedanke „was kommt danach“ und die Idee in Kreislauf zu denken. Die Strategie: Qualität ist Nachhaltigkeit und damit eine Entscheidung für den Planeten. Denn „ein neues Produkt ist niemals nachhaltig“. Wie aber stehen Nachhaltigkeit und Wachstum im Verhältnis?

„Grow to matter“ sei einer der Leitsätze des Unternehmens und unterstreiche die Philosophie, dass es nicht darum gehe, den ermahnenden Zeigefinger zu heben, sondern mit Positivität und echter Qualität zu überzeugen und damit nicht nur eine echte Alternative zu konventionellen Marken darzustellen, sondern über Marke und Design so „sexy“ zu sein, dass man erste Wahl ist. Denn, auch darüber sei sich das Unternehmen bewusst, Nachhaltigkeit ist nicht der Grund, warum die meisten Kunden kaufen. Es ist ein Faktor, aber 84 % der Käufer sagen, Style und Qualität seien die entscheidenden Faktoren.

„Vom Kopf ins Herz“ L:A Bruket – die Beauty-Marke, die keine ist.

Thomas Görres nahm uns mit in die Welt der Beauty-Marken. 2008 in Schweden gegründet, versuche die Marke aktuell in Deutschland Fuß zu fassen. Den Grundstein legte die Töpferei von Monica, die mehr durch Zufall zum Verkauf von Seife kam und gemeinsam mit ihrem Lebenspartner anschließend die Marke L:A Bruket aufbaute - übersetze: die kleine Mühle.
Die Wurzeln liegen in der schwedischen Kultur:

  • Innovation aus der Natur ziehen
  • Selfcare-culture
  • Qualität über Quantität
  • Und das Lebensgefühl „genau richtig sein“

Immer im Blick die Customer Experience: die Marke möchte Erfahrungen schaffen und dabei individuell bleiben, nahbar und einladend sein. Jeder Store ist beispielsweise mit einem handgetöpferten Waschbecken von Monika ausgestattet, in jedem Store könne man sich beraten lassen und die Produkte ausprobieren. Es gehe immer darum, Geschichten zu erzählen, Erfahrungen zu bieten und Erfahrungen zu machen. Ein Ökosystem, das in Erinnerung bleibt.

almost there.

Floko (Florian Zibert) weihte uns in seine ganz persönliche Liebesgeschichte ein. Nach einem bewegten Leben in der Eventbranche und der Erkenntnis der „ökologischen Vollkatastrophe“ nahm er uns mit in die Entstehung seines neuesten Projektes Blyb. Ein neues Restaurant / Hotelkonzept mit einem klaren „Ja zum Leben“ „auf Augenhöhe“ -Ansatz, „einem stetigen Zusammenkommen“ mit „nachhaltigen Produkten“ – wie er es beschreibt. Und mit der immerwährenden Idee „almost there“ und dem damit verbundenen Anspruch nie fertig zu sein. Als Ort der Locals versuche man Einheimische mit Gästen zu verbinden, beherberge eigene Bienenvölker, verarbeite nur Tiere aus der Region und lasse die Natur sein, wie sie ist. Auch, wenn über der Location ein dunkler Schatten der Vergangenheit liegt, gehörte das Anwesen einst der Familie Himmler. Heute versuche man Verantwortung zu übernehmen, Bewusstsein für das Thema zu schaffen, Aufklärung in Schulen zu leisten und einen Übertrag in die heutige Welt zu schaffen, der Inspiration vermittle, etwas zu verändern.

World of PI

Last but not least, PI- wo jedes Produkt seine eigene Geschichte erhält.

Stephan Bachmann stellte uns das Unternehmen World of PI vor, welches sich mit der Frage beschäftigte, wie man die CO2 Bilanz von Produkten verbessern könne. Kreislaufwirtschaft scheine die Lösung zu sein. Doch wie lässt sich die Wertschätzung von Produkten steigern? Seine einfache Erkenntnis: Wenn man etwas einen Namen gibt, ist die Wahrscheinlichkeit 80 % höher, dass es repariert wird. Und alles, was repariert oder weitergegeben wird, anstatt neu gekauft zu werden, trage zu einer nachhaltigeren Welt bei.

Die Idee des Unternehmens ist es, über Geschichten eine emotionale Verbindung zu Produkten zu schaffen und diese direkt am Produkt zu erzählen. Über QR-Codes lassen sich digital Namen, Vorbesitzer, Einsatzort, Produzent, Herstellungsverfahren und weitere Daten sammeln und jederzeit abrufen, um aus einem einfachen Produkt ein Produkt mit Lebensgeschichte zu machen.

2024-04-25
WCG GmbH & Co.KG

 

 

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