Design Thinking
Glossar

Design Thinking

Ein tiefgehender Blick auf das 5-Phasen-Modell der Designentwicklung

Einführung

Design Thinking ist eine Methodik, die in verschiedenen Bereichen wie Produktentwicklung, Industriedesign und Softwareentwicklung eingesetzt wird, um innovative Lösungen zu schaffen, die eng an den Bedürfnissen der Nutzer ausgerichtet sind. Im Kern dieses Ansatzes steht das 5-Phasen-Modell der Designentwicklung, das eine systematische Vorgehensweise von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt ermöglicht. 


Geschichte des Design Thinking

Ursprünge und Entwicklung

Die Ursprünge des Design Thinking lassen sich bis in die 1960er Jahre zurückverfolgen. Ursprünglich entstand das Konzept im Rahmen des Industriedesigns und der Architektur. Wichtige Impulse kamen von der Hochschule für Gestaltung in Ulm, Deutschland, und dem Bauhaus, das bereits in den frühen 20er Jahren ein interdisziplinäres und nutzerzentriertes Designverständnis vertrat.

In den 1980er Jahren begann die Popularisierung des Design Thinking in der breiteren Design- und Businesswelt, maßgeblich geprägt durch die Arbeit von David Kelley, dem Gründer von IDEO, und der Stanford University. Kelley und sein Team erweiterten die Anwendungsbereiche des Design Thinking über traditionelle Designfelder hinaus und brachten es in die Welt des Business und der Produktentwicklung ein.

Verbreitung und Akzeptanz

Mit dem Aufkommen der digitalen Revolution und der zunehmenden Komplexität der Technologiewelt wuchs die Notwendigkeit für Ansätze, die sowohl kreative als auch analytische Fähigkeiten vereinen. Design Thinking bot hierfür einen idealen Rahmen. Es wurde zu einem Schlüsselwerkzeug für Unternehmen und Organisationen, um Innovation zu fördern, insbesondere in Bereichen wie Softwareentwicklung, Dienstleistungsdesign und sozialer Innovation.

Universitäten und Bildungseinrichtungen begannen, Design Thinking in ihre Curricula aufzunehmen, was zur weiteren Verbreitung und Institutionalisierung des Konzepts beitrug. Institutionen wie die d.school an der Stanford University wurden zu Zentren für die Lehre und Weiterentwicklung von Design Thinking.

Gegenwärtige Bedeutung

Heute ist Design Thinking nicht nur ein Werkzeug für Designer, sondern hat sich zu einem universellen Ansatz entwickelt, der in verschiedenen Branchen und Disziplinen Anwendung findet. Es wird in Start-ups, großen Konzernen, im Bildungssektor und sogar in der Regierungspolitik eingesetzt. Die Betonung auf Empathie, interdisziplinärer Zusammenarbeit und iterativem Lernen macht Design Thinking besonders wertvoll in einer Welt, die sich durch rapide technologische Entwicklungen und komplexe soziale Herausforderungen auszeichnet.


Die 5 Phasen des Design Thinking

1. Empathie (Empathy)

Die Empathie-Phase ist in der Tat der Grundstein des Design Thinking und nimmt eine Schlüsselrolle im gesamten Prozess ein. In dieser Phase geht es darum, sich in die Benutzer hineinzuversetzen und deren Perspektive zu übernehmen. Designer setzen sich intensiv mit den realen Bedürfnissen, Wünschen, Ängsten und Hoffnungen der Nutzer auseinander. Dieser empathische Ansatz ist fundamental, um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die nicht nur funktional, sondern auch emotional ansprechend und benutzerfreundlich sind.

Um ein tiefgehendes Verständnis für die Zielgruppe zu entwickeln, werden verschiedene Methoden angewandt:

  • Beobachtungen: Designer beobachten Nutzer in ihrem natürlichen Umfeld, um ein Verständnis für deren Alltag, Herausforderungen und Interaktionen mit Produkten oder Dienstleistungen zu gewinnen. Diese nicht-intrusive Methode hilft, unartikulierte Bedürfnisse und Verhaltensmuster zu erkennen.

  • Interviews: Durch direkte Gespräche mit Nutzern können Designer detaillierte Einblicke in deren Erfahrungen, Wünsche und Bedürfnisse erhalten. Diese Interviews können strukturiert oder offen gestaltet sein, um sowohl spezifische als auch breitere Einblicke zu gewinnen.

  • Nutzerforschung: Diese umfasst die Analyse von Daten und Trends, um die Zielgruppe besser zu verstehen. Dazu können Marktforschung, Umfragen und die Auswertung von Nutzerdaten gehören.

  • Persona-Erstellung: Auf Basis der gesammelten Informationen erstellen Designer oft Personas, also fiktive Charaktere, die die Hauptmerkmale der Zielgruppe repräsentieren. Diese Personas helfen, die Entwicklungsarbeit auf die Bedürfnisse und Wünsche realistischer Nutzerprofile zu fokussieren.

  • Empathie-Karten und Customer Journey Maps: Diese Werkzeuge helfen, die Erfahrungen und Emotionen der Nutzer im Umgang mit einem Produkt oder einer Dienstleistung zu visualisieren und zu analysieren.

Die Empathie-Phase ist entscheidend für die Entwicklung von Lösungen, die nicht nur technisch machbar und wirtschaftlich rentabel, sondern vor allem menschlich wertvoll und relevant sind. Sie ermöglicht es Designern, über den Tellerrand hinaus zu denken und innovative, nutzerzentrierte Lösungen zu schaffen.

2. Definition (Define)

In der Definitionsphase des Design Thinking Prozesses wird der Fokus darauf gelegt, die in der Empathie-Phase gesammelten Erkenntnisse zu strukturieren und zu konkretisieren. Dieser Schritt ist kritisch, denn hier wird das Fundament für alle weiteren Designentscheidungen gelegt. Die Definitionsphase dient dazu, aus den vielschichtigen Einblicken in die Nutzererfahrungen eine fokussierte und handhabbare Problemstellung zu formulieren.

Die wesentlichen Aspekte dieser Phase umfassen:

  • Analyse der gesammelten Daten: Zuerst werden die Daten und Informationen, die durch Beobachtungen, Interviews und Nutzerforschung erlangt wurden, ausgewertet und zusammengefasst. Designer suchen nach Mustern, Widersprüchen und besonderen Einsichten, die helfen, die wahren Bedürfnisse und Herausforderungen der Nutzer zu verstehen.

  • Identifikation des Kernproblems: Basierend auf der Analyse wird das Hauptproblem, das es zu lösen gilt, identifiziert. Dieses Problem wird oft als eine Fragestellung formuliert, die offen genug ist, um kreative Lösungen zuzulassen, aber spezifisch genug, um zielführend zu sein.

  • Erstellung einer klaren Problemstellung: Die Problemstellung wird klar und prägnant formuliert. Sie dient als Leitfaden für den gesamten Entwicklungsprozess und stellt sicher, dass das Team auf das gleiche Ziel ausgerichtet ist. Eine gut definierte Problemstellung beinhaltet oft Einschränkungen und Kriterien, die bei der Lösungsfindung berücksichtigt werden müssen.

  • Priorisierung der Bedürfnisse: Oft werden in der Empathie-Phase mehrere Bedürfnisse und Herausforderungen identifiziert. In der Definitionsphase entscheidet das Team, welche dieser Bedürfnisse am dringendsten sind und den größten Einfluss auf die Nutzer haben.

  • Einbindung des Teams: In dieser Phase ist es wichtig, dass das gesamte Design-Team beteiligt ist, um ein gemeinsames Verständnis des Problems zu entwickeln. Dies fördert die Zusammenarbeit und stellt sicher, dass alle Teammitglieder sich auf das gleiche Ziel konzentrieren.

Die Definitionsphase ist somit der Dreh- und Angelpunkt, der den Übergang von der nutzerzentrierten Forschung zur eigentlichen Design- und Entwicklungsarbeit markiert. Sie stellt sicher, dass die Lösungen, die im weiteren Verlauf des Prozesses entwickelt werden, tatsächlich auf den realen Bedürfnissen und Herausforderungen der Nutzer basieren.

3. Ideenfindung (Ideate)

Die Ideenfindungsphase ist ein kritischer Moment im Design Thinking Prozess, in dem Kreativität und Innovation im Vordergrund stehen. In dieser Phase geht es darum, auf Basis der klar definierten Problemstellung eine Vielzahl von Lösungsideen zu generieren. Diese Phase bricht mit konventionellen Denkmustern und ermutigt die Beteiligten, über den Tellerrand hinaus zu denken.

Elemente und Techniken der Ideenfindungsphase:

  • Brainstorming: Eines der häufigsten Werkzeuge in dieser Phase ist das Brainstorming. Hier werden Teammitglieder ermutigt, frei und ohne Einschränkungen Ideen zu äußern. Das Ziel ist es, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Kreativität fließen kann und Ideen ohne sofortige Kritik oder Bewertung geäußert werden können.

  • Mind Mapping: Diese Technik hilft dabei, Gedanken und Ideen visuell zu organisieren. Sie ermöglicht es, Beziehungen zwischen verschiedenen Ideen zu erkennen und fördert das assoziative Denken.

  • SCAMPER-Methode: SCAMPER steht für Substitute, Combine, Adapt, Modify, Put to another use, Eliminate und Reverse. Diese Technik fordert die Teilnehmer auf, bestehende Produkte oder Dienstleistungen in einer neuen Art und Weise zu betrachten und dadurch neue Ideen zu generieren.

  • Prototyping und Rollenspiele: Schnelle und einfache Prototypen oder Rollenspiele können helfen, Ideen zu visualisieren und ihre Anwendbarkeit zu testen.

  • Workshops und Kreativ-Sessions: Organisierte Kreativ-Workshops, die verschiedene Stakeholder einbeziehen, können eine breite Palette von Perspektiven und Ideen fördern.

  • Einsatz digitaler Tools: Verschiedene Software-Tools und Plattformen können genutzt werden, um Ideenfindungssitzungen zu unterstützen, besonders wenn Teams remote oder verteilt arbeiten.

In dieser Phase ist es wichtig, eine Umgebung zu schaffen, in der alle Teilnehmer sich frei fühlen, Ideen zu äußern, unabhängig davon, wie unkonventionell oder außergewöhnlich diese sein mögen. Die Menge der Ideen ist oft wichtiger als ihre sofortige Qualität, da auch scheinbar abwegige Ideen zu innovativen Lösungen führen können.

Nachdem eine ausreichende Anzahl von Ideen generiert wurde, beginnt der Prozess der Bewertung und Auswahl, bei dem die vielversprechendsten Ideen für die weitere Entwicklung und Verfeinerung ausgewählt werden. In dieser Phase wird deutlich, dass Design Thinking nicht nur ein analytischer, sondern auch ein hochgradig kreativer Prozess ist, der Raum für Experimente und Innovationen bietet.

4. Prototyping (Prototype)

Die Prototyping-Phase ist ein entscheidender Schritt im Design Thinking Prozess, in dem Ideen in greifbare Modelle oder Prototypen umgesetzt werden. Dieser Schritt ist von großer Bedeutung, da er es ermöglicht, abstrakte Konzepte zu konkretisieren und praktisch erfahrbar zu machen. Prototypen sind ein zentrales Werkzeug im Design Thinking, da sie den Übergang von der Ideenfindung zur Realisierung erleichtern.

Wichtige Aspekte der Prototyping-Phase:

  • Vielfalt der Prototypen: Prototypen können in unterschiedlichen Formen und Größen erstellt werden. Von einfachen Papiermodellen über interaktive Mockups bis hin zu funktionsfähigen Prototypen, je nachdem, was für die gegebene Idee am geeignetsten ist.

  • Schnelligkeit und Kostenersparnis: Der Fokus liegt darauf, Prototypen schnell und kostengünstig zu erstellen. Dies ermöglicht es, verschiedene Ansätze zu testen, ohne zu viel Zeit oder Ressourcen zu investieren.

  • Feedback sammeln: Der Hauptzweck von Prototypen besteht darin, frühzeitig Feedback von Nutzern und Stakeholdern einzuholen. Dieses Feedback ist entscheidend, um die Ideen zu verfeinern und potenzielle Probleme oder Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren.

  • Visualisierung und Kommunikation: Prototypen dienen dazu, Ideen zu visualisieren und sie für andere verständlich zu machen. Sie helfen dabei, komplexe Konzepte greifbar zu machen und unterstützen die Kommunikation innerhalb des Teams und mit anderen Beteiligten.

  • Iteratives Vorgehen: Oft werden Prototypen nicht nur einmal erstellt, sondern iterativ verbessert. Dies bedeutet, dass nach dem Erhalt von Feedback Änderungen am Prototyp vorgenommen werden, um die Idee weiterzuentwickeln.

  • Verbindung zur Realität: Prototypen sollten so gestaltet sein, dass sie möglichst realistisch sind und die tatsächliche Nutzungssituation simulieren. Dies ermöglicht es, die Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität der Ideen zu überprüfen.

Die Prototyping-Phase ist der Punkt, an dem die abstrakten Ideen in die reale Welt überführt werden. Sie erlaubt es, die Tragfähigkeit der Konzepte zu testen und sicherzustellen, dass sie den tatsächlichen Bedürfnissen der Nutzer entsprechen. Dieser Schritt ist ein weiteres Beispiel für die iterative Natur des Design Thinking, da er dazu dient, die Ideen auf der Grundlage des gesammelten Feedbacks kontinuierlich zu verbessern und zu verfeinern.

5. Testen (Test)

Die Testphase bildet den Abschluss des Design Thinking Prozesses und ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die entwickelten Lösungen den Anforderungen der Nutzer entsprechen und erfolgreich umgesetzt werden können. In dieser Phase werden die Prototypen und Konzepte in realen oder simulierten Umgebungen getestet, um Feedback zu sammeln und letzte Verbesserungen vorzunehmen.

Wichtige Schritte und Prinzipien der Testphase:

  • Nutzerzentrierter Ansatz: Der Fokus liegt auf den tatsächlichen Nutzern und deren Erfahrungen. Die Testpersonen repräsentieren die Zielgruppe, und ihre Reaktionen und Beobachtungen sind von zentraler Bedeutung.

  • Testumgebung: Je nach Art des Produkts oder der Dienstleistung kann die Testumgebung variieren. Es können echte Nutzerumgebungen, Laborsimulationen oder digitale Testplattformen verwendet werden.

  • Feedback sammeln: Während des Tests werden systematisch Daten und Feedback erfasst. Dies kann durch Beobachtungen, Interviews, Umfragen oder andere Methoden erfolgen. Das Ziel ist, konkrete Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie die Nutzer mit dem Produkt oder der Dienstleistung interagieren.

  • Prototypen verbessern: Auf Grundlage des Feedbacks werden die Prototypen und Konzepte iterativ verbessert. Dies kann bedeuten, dass bestimmte Funktionen angepasst, Benutzeroberflächen überarbeitet oder neue Elemente hinzugefügt werden.

  • Weiterentwicklung oder Rückkehr zu vorherigen Phasen: In einigen Fällen führt das Testen zu Erkenntnissen, die eine erneute Überprüfung der vorherigen Phasen erfordern. Dies ist ein grundlegendes Prinzip des Design Thinking, da es sicherstellt, dass die Lösungen ständig optimiert werden.

  • Endgültige Validierung: Die Testphase ermöglicht die endgültige Validierung der Lösungen. Sie stellt sicher, dass die entwickelten Produkte oder Dienstleistungen nicht nur funktional, sondern auch benutzerfreundlich sind und die beabsichtigten Ergebnisse liefern.

  • Dokumentation: Alle Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Testphase werden dokumentiert und für das gesamte Team zugänglich gemacht. Dies erleichtert die Kommunikation und den Wissenstransfer.

Die Testphase ist eine unverzichtbare Phase, um sicherzustellen, dass die erarbeiteten Lösungen den Erwartungen und Bedürfnissen der Nutzer entsprechen. Sie schließt den iterativen Kreis des Design Thinking Prozesses und führt zu endgültigen, praxistauglichen Ergebnissen. Das Feedback aus dieser Phase ist nicht nur wichtig für das aktuelle Projekt, sondern kann auch für zukünftige Entwicklungen und Innovationen genutzt werden. Der iterative Charakter des Design Thinking ermöglicht es, die Lösungen kontinuierlich zu verbessern und den Anforderungen einer sich ständig verändernden Welt gerecht zu werden.


Fazit

Das 5-Phasen-Modell im Design Thinking ist ein flexibler und iterativer Prozess. Er erlaubt es Designern, Produkte zu entwickeln, die sowohl benutzerorientiert als auch innovativ sind. Wichtig ist, dass die Phasen nicht immer streng linear verlaufen. Oft führen Erkenntnisse aus späteren Phasen zu Anpassungen in früheren Stadien. Dieses Modell fördert eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Benutzer und dessen Bedürfnissen und stellt sicher, dass die Endprodukte nicht nur funktional, sondern auch menschenzentriert und benutzerfreundlich sind.

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