Auf welche Veränderungen musste Gebro Herwig bereits reagieren?
In den letzten Jahrzehnten musste das Unternehmen auf völlig veränderte Marktsituationen und Produkte Rücksicht nehmen und auch darauf reagieren. Es sind andere Arbeitsbereiche hinzugekommen beispielweise die Kälte und Elektrotechnik, die die klassischen Bereiche Heizung, Lüftung und Sanitär »HLS«, mit denen wir die technische Gebäudeausrüstung bezeichnen und die wir in unserem Portfolio mit den Gewerken erweitern, noch mehr zusammenführen. Das heißt, der Arbeitsbereich von Gebro Herwig ist deutlich größer geworden. Wir brauchen viel mehr Spezialisten als früher und diese müssen letztendlich im Team zusammenarbeiten.
Wie hat das Thema der Digitalisierung Ihre Arbeit im Unternehmen verändert?
Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Haustechnik genommen?
Wir haben insbesondere ab dem Jahr 2017 einen sehr strukturierten Prozess durchlebt, um unser Unternehmen noch digitaler aufzustellen, als es vorher bereits war. Das hat uns besonders in den pandemischen Jahren, die zu dieser Zeit noch keiner absehen konnte, sehr geholfen. Wir haben über die digitalen Kommunikationsmöglichkeiten eine viel engere und viel direkte Zusammenarbeit zwischen der Baustellenfertigung und den Mitarbeitern, die im Unternehmensstandort im Büro arbeiten ermög - lichen können. Aber auch die Produkte, die wir verarbeiten, sind alle viel digitaler geworden. Unsere Heizkessel, unsere Klimaanlagen und auch alle anderen Produkte sind mittlerweile mit digi - talen Inhalten versehen, die geschult werden müssen. Somit hat sich auch das Arbeiten unserer Mitarbeiter auf der Baustelle erheblich verändert. Natürlich ist die Mechanik immer noch wichtig und an vielen Stellen nicht wegzudenken, aber sie ist immer in Kombination mit einer digitalen Schnittstelle zu sehen und das hat beispielsweise auch den Beruf des Anlagenbauers komplett verändert.
Außerdem ist die Produktrange trotz unseres bereits eingeschränkten Sortiments innerhalb der Hersteller riesig groß geworden. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Die Automodelle von Mercedes konnte man früher an einer Hand abzählen, heute habe ich den Überblick verloren. Hinzu kommt, dass nicht jedes Produkt immer marktreif ist und sich dauerhaft auf dem Markt bewähren kann. Aus diesem Grund verschwindet auch schon mal ein Automodell, weil es nicht so erfolgreich war. Das ist bei uns auch so. Allerdings verarbeiten wir unsere Produkte der technischen Gebäudeausrüstung mit einer Lebensdauer von 15-25 Jahren. Aus diesem Grund ist es nicht so einfach, Produkte auszutauschen, wie beispielsweise bei einem Auto. Wir müssen für unsere Kunden langfristig denken.
Was treibt Sie an proaktiv zu handeln und mit der Zeit zu gehen?
Die Produktvielfalt und aus den Produkten das Richtige herauszusuchen. Auch für unsere Kunden und uns selbst das Richtige zu tun. Wo müssen wir hin? Wo kommen wir her? Welchen Weg haben wir zu beschreiten? Da wir die Zukunft immer mittel - fristig im Blick haben, uns schulen und informieren, können wir diese Themen proaktiv angehen. Das hilft uns auch beispielsweise in den Themen, in denen es um die Hybridisierung geht. Wir setzen uns damit auseinander, beschäftigen uns mit der Förderfähigkeit oder was man miteinander ensemblen kann. Wir sind immer up-to-date, weil wir es im Vorfeld proaktiv angegangen sind, und das fällt in einem großen Team natürlich deutlich einfacher als in einem kleinen Team.
Auch in Ihrer Branche ist das Thema der Nachhaltigkeit wichtig, doch eine gesetzliche Verpflichtung besteht für den Mittelstand noch nicht. Sie haben die Produkt Linie GH ECO auf den Markt gebracht und geben somit auch Ihren Kunden die Möglichkeit einen Beitrag zur Umwelt zu leisten – Warum übernehmen Sie als mittelständisches Unternehmen bereits jetzt gesellschaftliche Verantwortung?
Bereits vor einigen Jahren haben wir begonnen nachhaltige Dienstleistungsprodukte als Marke zu etablieren und diese mit Inhalten zu füllen. Ja es ist richtig, dass viele unserer Kunden und auch wir nicht dazu verpflichtet sind, nichtsdestotrotz wird Nachhaltigkeit an vielen Stellen von unser Allen verlangt. Unsere Kunden möchten nicht nur selbst nachhaltig sein, sondern auch nachhaltig einkaufen und das auch in der technischen Gebäudeausrüstung. Ich habe eben schon erwähnt, dass die Produktrange riesengroß ist und da fällt es den Kunden schwer das Passende auszuwählen. Deshalb haben wir eine Verantwortung unseren Kunden gegenüber, sowohl bei der Beratung als auch Planung und Engineering. Wir stellen unseren Kunden Produkte vor, die wirklich grün sind und nicht nur Greenwashing betreiben. Das mag vielleicht ein bisschen ungewöhnlich in der Kombination sein und eventuell auch etwas teurer als der Markt, aber es ist auf Dauer wesentlich nachhaltiger. Ein ganz wichtiger Punkt ist das Thema der Wärmepumpen, was in aller Munde ist. Wärmepumpen beinhalten immer ein Kältemittel und wir wollen als Gesellschaft und als Unternehmen dafür sorgen, dass möglichst umweltfreundliche und nachhaltige Kältemittel eingesetz werden. Es macht keinen Sinn, den CO 2 Haushalt bes - ser in den Griff bekommen zu wollen, intdem wir keine fossilen Brennstoffe mehr verbrennen, aber gleichzeitig über ein fürchterliches Kältemittel möglicherweise sogar unwissend nicht nach - haltig zu sein. Wenn man klimaschonend und umweltschonend unterwegs ist, dann sollte man auch nachhaltig agieren.
Sie haben nicht nur den Großen Preis des Mittelstandes gewonnen, sondern auch die Auszeichnung zum Besten Ausbilder 2021 – Wie schaffen Sie es dem Fachkräftemangel zu trotzen?
Wir bilden seit vielen Jahrzehnten in fünf verschiedenen Berufen aus und das nicht nur im dualen Ausbildungsgang zwischen Berufsschule und einer Ausbildung, sondern auch im Bereich der dualen Studenten. Der Ausbildungsgang ist in unserem Unternehmen sehr geregelt und wird unter anderem auch durch einen Paten begleitet. Außerdem gibt es im Handwerk, und da gehören wir ja weitestgehend zu, eine sehr durchlässige Bildungslandschaft. Von einem Monteurabschluss bis hin zu einem Dr. Ing. ist der Weg nach oben offen. Viele unserer Mitarbeiter, die ein Studium oder eine Ausbildung bei uns begonnen haben, sind A noch da und B haben sie diesen Weg der Durchlässigkeit genutzt – und das spricht sich rum. Außerdem bieten wir jedes Jahr Praktika und Ferienarbeit für Berufseinsteiger und Schüler, um Erfahrungen sammeln zu können. Durch unsere Investition in die Ausbildung haben wir dauerhaft einen ordentlichen Zulauf. Wo es hingegen ein wenig anders aussieht, ist die Situation der Berufserfahrenen, denn der Markt ist einfach nicht da. Aber auch da helfen uns die sozialen Netzwerke und unsere Betriebsstruktur mit Größe, Alter und mit dem, was wir anbieten. Das führt dazu, dass viele Fachkräfte in der Region auf uns schauen – Gott sei Dank – und davon profitieren meistens beide Seiten.
Ihr Unternehmen ist bereits zukunftsorientiert aufgestellt – doch wenn Sie in die Zukunft blicken, welche Pläne haben Sie für Ihre Geschäftsfelder?
Das Zusammenspiel unserer Geschäftsfelder ist sehr spannend, denn es ermöglicht allen Mitarbeitern an allen Stellen fertige Projekte und Produkte zu sehen. Der Sanitärinstallateur profitiert davon, dass wir einen Elektriker haben und umgekehrt. Beide ergänzen sich und das ist wirklich toll. Wenn ich mir eins vorstellen kann für die Geschäftsfelder der Zukunft – das machen wir auch schon und wird sicherlich in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch mehr gefördert und gefordert von der Gesetzgebung ist – dass wir uns mehr auf die Beratung fokussieren. Für die Energieberatung müssten wir uns als Spezialisten für die technische Gebäudeausstattung intensiver mit der Bauphysik auseinandersetzen. Die Welten werden am Ende des Tages zusammenwachsen, sodass wir auch die Konstruktion verstehen und dass wir darauf abgestimmt gescheite technische Gebäudeausstattung abbilden können. Das wird sicherlich eines der Geschäftsfelder sein: Beratung mit bauphysikalischem Kenntnisstand durch Mitarbeiter, die im Team noch einmal alles zusammenführen. Denn die Energieeinsparpotenziale sind riesig, wenn man es gut anpackt.
Seit vielen Jahren bestreiten Gebro Herwig und die WCG bereits gemeinsam einen partnerschaftlichen Weg. Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit?
Die gegenseitige Offenheit für Neues! Die WCG ist seit vielen Jahren bei uns tätig und kennt unser Geschäftsmodell. Sie sind aber natürlich keine Spezialisten im Bereich der Haustechnik oder Gebäudetechnik und das ist auch gut so! Denn dadurch werden gelegentlich lieb gewonnene Dinge infrage gestellt und das eigene Tun reflektiert. Das war in der Vergangenheit sehr befruchtend, sodass dadurch an vielen Stellen etwas Neues entstanden ist. Die Beratung rund um Organisation, Marke etc. ist sehr weit weg von unserem eigentlichen Tagesgeschäft und aus diesem Grund finde ich es toll, eine WCG an unserer Seite zu haben, die uns bei unserem täglichen Tun und Handeln neue Wege aufzeigt und uns unterstützt. Das schätze ich sehr!