Märchenkönig und Technik-Freak
1845 wurde Ludwig der II. auf Schloss Nymphenburg im heutigen München geboren. 1886 starb der König im Starnberger See. Bayerns König war ein technischer Vorreiter und lebte dabei doch stets in seiner eigenen Märchenwelt. Dank technischer Innovationen wurden seine Visionen Wirklichkeit.
Von technischen Innovationen und der falschen Farbe
Das von Ludwig II. entworfene Schloss Neuschwanstein wimmelte nur so von innovativen Details. Dazu zählten eine batteriebetriebene Klingelanlage, ein Telefonanschluss zum Nachbarschloss oder sein Puttenschlitten mit batteriebetriebener Lampe. Alles andere in den Schatten stellte allerdings das erste E-Werk auf Schloss Linderhof. Für die Beleuchtung einer künstlichen Grotte wurden 24 Generatoren benötigt, welche jeweils von einer Dampfmaschine angetrieben wurden. Jede einzelne der verwendeten Bogenlampen wurde von je einem Generator bewegt. Dieses Konstrukt bildete für die damalige Zeit eine völlig neue Elektrizitätstechnik. Dank der innovativen Lichttechnik ließ sich die Grotte in rot oder blau beleuchten. Die Intensität des Blaus stellte den König jedoch nie richtig zufrieden, sodass er bei der Badischen Anilin- und Sodafabrik (BASF) in Ludwigshafen anfragte, ob sie ihm die Farbe chemisch herstellen könne. Nach Ludwigs Tod ließ sich BASF das von Ludwig II. geforderte Indigo patentieren. Das Blau wurde später in Amerika zur Färbung von Segeltuchhosen verwendet. Ohne den Wunsch des bayerischen Königs nach einem „blaueren Blau“ und seinem penetranten Bitten hätte es die Blue Jeans vielleicht nie gegeben.
Süßigkeiten und ein trauriges Ende
In seinen letzten Lebensjahren zog sich der König immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück und verbrachte seine Zeit mit dem übermäßigen Genuss von Süßigkeiten auf seinen Schlössern. Seine Depressionsschübe nahmen zu, ebenso wie der Schuldenberg, welcher aufgrund seiner Bausucht unaufhörlich wuchs. Noch immer nutzte Ludwig II. die Technik als Mittel, um seine Träume zu verwirklichen und Unwirkliches wahr werden zu lassen. Ein Traum blieb jedoch bis an sein Lebensende unerfüllt: der Traum vom Fliegen. Mit einem Luftwagen in Pfauenform wollte er sich auch in der Luft fortbewegen können. Hierfür sollte eine Gondel an einem Ballon befestigt und mit einem von einer Dampfmaschine angetriebenen Seil über den Alpsee gezogen werden. Diese Erfindung wurde dem König allerdings zum Verhängnis. Die Idee wurde als Beleg für eine psychische Erkrankung genutzt. Ludwig II. wurde als unzurechnungsfähig erklärt und schließlich entmündigt. Am 13. Juni 1886 wurde der Körper des Königs leblos im Starnberger See gefunden. Obwohl davon ausgegangen wird, dass es sich um einen Suizid handelte, halten sich bis heute Gerüchte, laut denen der König von Bayern ermordet wurde.