Einleitung
Das "Neue St. Galler Management-Modell", seit 2002 auch bekannt als der "HSG-Ansatz einer integrierten Managementlehre", markiert einen wesentlichen Fortschritt in der Entwicklung von Managementtheorien und -praktiken. Entwickelt von Hans Ulrich und seinem Team, steht dieses Modell für einen Paradigmenwechsel hin zu Integration, Ganzheitlichkeit und praktischer Anwendbarkeit in Weiterbildung, Forschung und Lehre. Die Grundidee, die hinter dieser Erneuerung steht, ist die Überzeugung, dass ein effektives Managementsystem sowohl wissenschaftlich fundiert sein als auch realen Anforderungen gerecht werden muss.
Das Modell unterscheidet sechs zentrale Kategorien, die in zwei Hauptebenen aufgeteilt sind: Die erste Ebene befasst sich mit den Umweltsphären, Anspruchsgruppen und Interaktionsthemen, die das externe gesellschaftliche und ökologische Umfeld eines Unternehmens betreffen. Diese Kategorien helfen dabei, die komplexe und dynamische Außenwelt, in der Unternehmen agieren, zu verstehen und zu navigieren.
Auf der anderen Ebene konzentriert sich das Modell auf die interne Organisation und umfasst die Kategorien Ordnungsmomente, Prozesse und Entwicklungsmodi. Diese Elemente dienen der strukturierten Gestaltung und Steuerung der internen Abläufe und Mechanismen innerhalb eines Unternehmens. Sie ermöglichen es Führungskräften, die Organisation als Ganzes zu begreifen, Herausforderungen zu identifizieren und systematisch Lösungsansätze zu entwickeln.
Ein zentrales Konzept des Modells ist das "Leerstellengerüst für Sinnvolles", eine Metapher, die die Offenheit und Flexibilität des Modells unterstreicht. Dieser Ansatz bietet Führungskräften einen Gestaltungsrahmen, der nicht nur die Identifikation und Lösung von Problemen erleichtert, sondern auch genügend Spielraum lässt, um weitere Methoden und Lösungsansätze zu integrieren. Dadurch wird das St. Galler Modell zu einem lebendigen, anpassungsfähigen System, das auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen eines jeden Unternehmens zugeschnitten werden kann.
Das Neue St. Galler Management-Modell, ursprünglich im Jahr 2002 eingeführt, hat im Laufe der Zeit Weiterentwicklungen erfahren, um den sich ständig ändernden Anforderungen der Geschäftswelt gerecht zu werden. Wichtig zu erwähnen ist, dass es erneuerte Versionen des Modells in den Jahren 2014 und 2019 gab. Diese Aktualisierungen reflektieren die kontinuierliche Anpassung des Modells an neue wirtschaftliche, technologische, soziale und ökologische Trends und Herausforderungen. Die Überarbeitungen zielen darauf ab, die Relevanz und Wirksamkeit des Modells als Gestaltungsrahmen für die Unternehmensführung in einem zunehmend komplexen und dynamischen Umfeld zu erhalten und zu stärken. Sie unterstreichen die Bedeutung einer fortlaufenden Innovation im Managementdenken und -handeln und bieten Führungskräften und Organisationen aktuelle Werkzeuge und Perspektiven, um in einer sich rasch wandelnden Welt erfolgreich zu sein.
Die Umweltsphären
Im Kontext des St. Galler Management-Modells bilden die Umweltsphären einen grundlegenden Rahmen, um die vielfältigen externen Einflüsse zu verstehen, mit denen Unternehmen konfrontiert sind. Diese Sphären – bestehend aus Gesellschaft, Natur, Technologie und Wirtschaft – repräsentieren die Makroumwelt, in der ein Unternehmen operiert. Jede Sphäre hat ihre eigenen Dynamiken, Trends und Herausforderungen, die direkt oder indirekt die Strategien, Operationen und langfristigen Ziele eines Unternehmens beeinflussen. Ein tiefgehendes Verständnis dieser Umweltsphären ist entscheidend, um die Komplexität der externen Umwelt zu navigieren und nachhaltige, resiliente Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Gesellschaft
Die gesellschaftliche Sphäre umfasst die sozialen, kulturellen und politischen Aspekte, die das Umfeld eines Unternehmens prägen. Unternehmen müssen sich mit einer Vielzahl gesellschaftlicher Erwartungen auseinandersetzen, die von Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Ethik (wie Diversität am Arbeitsplatz und faire Arbeitsbedingungen) bis hin zu Forderungen nach Transparenz und Nachhaltigkeit reichen. Die Interaktion mit der Gesellschaft erfordert von Unternehmen, ihre Rolle als soziale Akteure zu erkennen und Strategien zu entwickeln, die sowohl wirtschaftliche als auch soziale Ziele erfüllen. Beispiele für gesellschaftliche Einflüsse auf Unternehmen sind die Anpassung an veränderte Verbraucherpräferenzen hin zu ethischeren Produkten oder die Implementierung flexibler Arbeitszeitmodelle in Reaktion auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter.
Natur
Die natürliche Sphäre bezieht sich auf die ökologischen Systeme und Ressourcen, die für das Überleben und den Erfolg von Unternehmen essenziell sind. Diese Dimension erkennt an, dass Unternehmen nicht nur Ressourcen aus der Natur beziehen, sondern diese auch durch ihre Geschäftstätigkeiten beeinflussen, sei es durch Emissionen, Abfallproduktion oder den Verbrauch natürlicher Ressourcen. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen ökonomischen Zielen und der Bewahrung der natürlichen Umwelt zu finden. Nachhaltige Geschäftspraktiken, wie die Reduzierung von CO2-Emissionen oder die Nutzung erneuerbarer Energiequellen, sind Beispiele für den Umgang mit der natürlichen Sphäre.
Technologie
Die technologische Sphäre umfasst den Einfluss von technologischem Fortschritt und Innovationen auf das Geschäftsleben. Technologie treibt Veränderungen in Produkten, Dienstleistungen und Produktionsprozessen voran und eröffnet neue Märkte und Geschäftsmodelle. Unternehmen müssen sich kontinuierlich an den rasanten technologischen Wandel anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies beinhaltet die Implementierung neuer Technologien in Betriebsabläufe, die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen und die Anpassung an digitale Marktbedingungen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Technologie unter Berücksichtigung ethischer Standards und der Auswirkungen auf Mensch und Natur ist dabei essenziell.
Wirtschaft
Die ökonomische Sphäre bezieht sich auf die wirtschaftlichen Bedingungen und Kräfte, die die Geschäftstätigkeit beeinflussen. Dazu gehören makroökonomische Faktoren wie Konjunkturzyklen, Zinssätze und Wechselkurse sowie mikroökonomische Aspekte wie Marktstruktur, Wettbewerb und Kundenverhalten. Unternehmen müssen ökonomische Trends und Veränderungen im Marktumfeld verstehen und ihre Strategien entsprechend anpassen, um ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Effizienz, Innovation und strategische Planung sind entscheidend, um in einem dynamischen wirtschaftlichen Umfeld erfolgreich zu sein.
Das St. Galler Management-Modell betont die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtungsweise, bei der Unternehmen die Wechselwirkungen zwischen diesen Sphären erkennen und integrierte Strategien entwickeln müssen, um langfristig erfolgreich und verantwortungsvoll zu agieren.
Interaktionsthemen
Im St. Galler Management-Modell sind Interaktionsthemen entscheidend für die effektive Navigation und Gestaltung der Beziehungen zwischen einem Unternehmen und seinen externen sowie internen Umwelten. Diese Themen – Ressourcen, Normen und Werte, sowie Anliegen und Interessen – dienen als Leitfaden für Unternehmen, um ihre strategischen und operativen Entscheidungen zu treffen. Ressourcen beziehen sich auf die materiellen und immateriellen Güter, die für die Geschäftstätigkeit notwendig sind, und betonen die Bedeutung einer nachhaltigen Nutzung. Normen und Werte spiegeln die ethischen Grundlagen und die Unternehmenskultur wider, die das Handeln innerhalb und außerhalb des Unternehmens leiten. Anliegen und Interessen adressieren die vielfältigen Bedürfnisse und Erwartungen von Stakeholdern, die ein Unternehmen berücksichtigen muss, um langfristigen Erfolg und gesellschaftliche Akzeptanz zu sichern. Durch die Auseinandersetzung mit diesen Interaktionsthemen können Unternehmen eine harmonische Balance zwischen ökonomischen Zielen und sozialer Verantwortung erreichen, was zu einer nachhaltigen Entwicklung und zu einem positiven Beitrag zur Gesellschaft führt.
Ressourcen
Ressourcen umfassen alle materiellen und immateriellen Güter, die ein Unternehmen für seine Geschäftstätigkeit benötigt und nutzt. Dazu gehören natürliche Ressourcen wie Wasser, Rohstoffe und Energie, aber auch technologische, finanzielle und menschliche Ressourcen. Die effiziente und nachhaltige Nutzung dieser Ressourcen ist entscheidend für den langfristigen Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Eine nachhaltige Ressourcennutzung trägt nicht nur zur Schonung der natürlichen Umwelt bei, sondern verbessert auch die Resilienz des Unternehmens gegenüber Ressourcenschwankungen und -knappheiten. Unternehmen, die in innovative Recyclingtechnologien investieren oder effizientere Produktionsverfahren entwickeln, demonstrieren, wie durch verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen ökologische und ökonomische Ziele vereint werden können.
Normen und Werte
Normen und Werte repräsentieren die ethischen Grundlagen und kulturellen Prinzipien, die das Handeln eines Unternehmens leiten. Sie spiegeln sich in der Unternehmenskultur, in ethischen Richtlinien und in der Art und Weise wider, wie ein Unternehmen seine Entscheidungen trifft und seine Geschäfte führt. Normen und Werte beeinflussen nicht nur die interne Zusammenarbeit und das Arbeitsklima, sondern auch die Beziehungen zu Stakeholdern wie Kunden, Lieferanten und der breiteren Gesellschaft. Ein starkes Engagement für soziale Verantwortung, Integrität und Fairness kann das Ansehen und die Marktposition eines Unternehmens stärken. Beispielsweise führen klare Richtlinien zur sozialen Verantwortung und zur Nachhaltigkeit zu einer stärkeren Kundenbindung und können neue Märkte erschließen.
Anliegen und Interessen
Anliegen und Interessen betreffen die spezifischen Bedürfnisse, Erwartungen und Forderungen, die interne und externe Stakeholder an ein Unternehmen herantragen. Diese können ein breites Spektrum abdecken, von unmittelbaren ökonomischen Interessen wie Profitabilität und Wachstum bis hin zu sozialen und ökologischen Anliegen wie Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und gesellschaftlichem Engagement. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, diese vielfältigen und manchmal konkurrierenden Anliegen zu erkennen, zu bewerten und in ihre Strategien zu integrieren. Ein offener Dialog und eine transparente Kommunikation mit Stakeholdern sind essenziell, um Vertrauen aufzubauen und langfristige Partnerschaften zu fördern. Unternehmen, die in der Lage sind, die Interessen verschiedener Stakeholder auszubalancieren und in ihre Geschäftsmodelle einzubeziehen, können nachhaltigen Erfolg sichern und zu sozialer und ökonomischer Stabilität beitragen.
Die Interaktionsthemen Ressourcen, Normen und Werte, sowie Anliegen und Interessen bieten einen Rahmen, um die komplexen Wechselwirkungen zwischen einem Unternehmen und seiner Umwelt zu verstehen. Durch die strategische Berücksichtigung dieser Themen können Unternehmen nicht nur ihre eigene Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit stärken, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und zur Umwelt leisten. Die Integration dieser Themen in die Unternehmensstrategie fördert eine nachhaltige Entwicklung, die über den reinen Unternehmenserfolg hinausgeht und zu einem verantwortungsvollen globalen Wirtschaftssystem beiträgt.
Prozesse
Im Rahmen des St. Galler Management-Modells spielen Prozesse eine entscheidende Rolle für den Erfolg und die nachhaltige Entwicklung eines Unternehmens. Sie gliedern sich in Managementprozesse, die sich auf die strategische Führung und Ausrichtung konzentrieren, Geschäftsprozesse, die direkt zur Wertschöpfung beitragen, und Unterstützungsprozesse, die notwendige Ressourcen und Dienstleistungen bereitstellen, um die Kern- und Führungsaktivitäten effektiv zu unterstützen. Diese Dreiteilung ermöglicht eine klar strukturierte Organisation und Steuerung aller Unternehmensaktivitäten. Durch die Optimierung dieser Prozesse können Unternehmen ihre Effizienz steigern, die Kundenzufriedenheit verbessern und sich an verändernde Marktbedingungen anpassen. Die bewusste Gestaltung und kontinuierliche Verbesserung der Prozesse fördert zudem eine agile und resiliente Unternehmenskultur, die für den langfristigen Erfolg unerlässlich ist.
Managementprozesse
Managementprozesse befassen sich mit der strategischen Ausrichtung und Steuerung des Unternehmens. Sie umfassen Planung, Entscheidungsfindung, Kontrolle und die Entwicklung von Unternehmenspolitiken. Ziel dieser Prozesse ist es, die langfristige Vision des Unternehmens zu definieren und sicherzustellen, dass alle Aktivitäten auf diese Vision ausgerichtet sind. Managementprozesse beinhalten auch die Gestaltung der Organisationsstruktur, die Entwicklung von Führungskräften und die Förderung einer Unternehmenskultur, die Innovation und Exzellenz unterstützt. Ein Beispiel für einen Managementprozess ist die strategische Planung, bei der Führungskräfte Ziele setzen, Ressourcen zuweisen und Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele planen.
Geschäftsprozesse
Geschäftsprozesse sind die Kernaktivitäten eines Unternehmens, die direkt zur Wertschöpfung beitragen. Sie umfassen alle Schritte, die notwendig sind, um Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, herzustellen und zu vermarkten. Geschäftsprozesse sind darauf ausgerichtet, Kundenbedürfnisse zu erfüllen und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Sie beinhalten typischerweise Aktivitäten wie Produktentwicklung, Produktion, Marketing, Verkauf und Kundenservice. Die Optimierung von Geschäftsprozessen durch Effizienzsteigerung, Qualitätsverbesserung und Kostenreduktion ist ein kontinuierliches Ziel, um die Marktposition des Unternehmens zu stärken. Ein Beispiel hierfür ist der Prozess der Auftragsabwicklung, der von der Bestellung durch den Kunden bis zur Auslieferung des Produkts oder der Dienstleistung reicht.
Unterstützungsprozesse
Unterstützungsprozesse bieten die notwendige Infrastruktur und die Ressourcen, die zur Durchführung der Geschäftsprozesse erforderlich sind. Sie spielen eine entscheidende Rolle, indem sie die Effektivität und Effizienz der primären Geschäftsaktivitäten unterstützen. Unterstützungsprozesse umfassen Bereiche wie IT-Management, Personalwesen, Finanzmanagement, Facility-Management und Logistik. Obwohl sie nicht direkt zur Wertschöpfung beitragen, ermöglichen sie den reibungslosen Ablauf der Geschäftsprozesse und tragen zur allgemeinen Leistungsfähigkeit des Unternehmens bei. Ein Beispiel für einen Unterstützungsprozess ist das Personalmanagement, das sich mit der Rekrutierung, Ausbildung und Entwicklung von Mitarbeitern befasst, um sicherzustellen, dass das Unternehmen über die notwendigen Talente verfügt, um seine Ziele zu erreichen.
Die Unterscheidung zwischen Managementprozessen, Geschäftsprozessen und Unterstützungsprozessen im St. Galler Management-Modell ermöglicht es Unternehmen, ihre Aktivitäten systematisch zu organisieren und zu optimieren. Durch die effektive Gestaltung und Umsetzung dieser Prozesse können Unternehmen ihre strategischen Ziele erreichen, ihre operative Leistung verbessern und nachhaltigen Erfolg sichern. Eine klare Trennung und gleichzeitige Integration dieser Prozesskategorien fördert eine ganzheitliche Sichtweise auf das Unternehmensmanagement und unterstützt die kontinuierliche Verbesserung in allen Bereichen der Organisation.
Ordnungsmomente
Im St. Galler Management-Modell sind die Ordnungsmomente entscheidende Elemente, die die Organisation und ihre Funktionsweise definieren. Diese Ordnungsmomente – Strategie, Strukturen und Kultur – bilden das Gerüst, innerhalb dessen Management-, Geschäfts- und Unterstützungsprozesse ablaufen. Sie sind grundlegend für die Ausrichtung, Effizienz und das Verhalten eines Unternehmens. Dieses Kapitel widmet sich der detaillierten Betrachtung dieser drei Ordnungsmomente.
Strategie
Die Strategie definiert die langfristige Ausrichtung und Ziele eines Unternehmens. Sie ist der Ausgangspunkt für alle Entscheidungen und Handlungen und bestimmt, wie ein Unternehmen Wettbewerbsvorteile erlangen und seinen Wert maximieren kann. Die Strategieentwicklung umfasst die Analyse der externen Umwelt und der internen Ressourcen, um Chancen zu erkennen und Risiken zu minimieren. Eine klar formulierte Strategie hilft dem Unternehmen, sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren, Ressourcen effektiv zu allokieren und auf Veränderungen im Marktumfeld proaktiv zu reagieren.
Strukturen
Strukturen beziehen sich auf die organisatorische Gestaltung eines Unternehmens. Sie umfassen die Aufbauorganisation, die die Hierarchie und die Verteilung von Verantwortlichkeiten festlegt, sowie die Ablauforganisation, die die Prozesse und Arbeitsabläufe definiert. Effektive Strukturen unterstützen die Umsetzung der Strategie, indem sie klare Kommunikationswege und Entscheidungsprozesse schaffen, die Zusammenarbeit fördern und Flexibilität ermöglichen. Strukturen müssen dynamisch sein und sich an die sich ändernden Anforderungen des Unternehmens und seiner Umwelt anpassen können.
Kultur
Die Kultur eines Unternehmens ist das Fundament, das Verhalten, Einstellungen und Werte der Mitarbeiter prägt. Sie beeinflusst, wie Arbeit erledigt wird, wie Mitarbeiter miteinander und mit Stakeholdern interagieren und wie Innovation und Veränderung gehandhabt werden. Eine starke, positive Unternehmenskultur fördert Engagement, Kreativität und Loyalität und trägt maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens bei. Kultur ist tief in den täglichen Praktiken und Ritualen verankert und entwickelt sich aus der gemeinsamen Geschichte des Unternehmens. Sie muss gepflegt werden und kann ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein, besonders in Zeiten des Wandels.
Die Ordnungsmomente des St. Galler Management-Modells – Strategie, Strukturen und Kultur – sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig. Eine ausgewogene Entwicklung und Abstimmung dieser drei Elemente ist entscheidend für die Schaffung eines kohärenten und effektiven Managementrahmens. Ein Unternehmen, das seine Strategie klar definiert, unterstützende Strukturen schafft und eine starke, positive Kultur pflegt, ist gut positioniert, um langfristigen Erfolg und nachhaltiges Wachstum zu erzielen.
Entwicklungsmodi
Das St. Galler Management-Modell betont die Bedeutung der kontinuierlichen Entwicklung von Unternehmen, um sich an die dynamischen Veränderungen in der Umwelt anzupassen und nachhaltigen Erfolg zu sichern. Zwei zentrale Entwicklungsmodi, die in diesem Kontext hervorgehoben werden, sind Erneuerung und Optimierung. Diese Modi repräsentieren unterschiedliche Ansätze zur Weiterentwicklung und Anpassung von Unternehmen, wobei beide für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Vitalität eines Unternehmens entscheidend sind. In diesem Kapitel werden die Konzepte der Erneuerung und Optimierung näher betrachtet.
Erneuerung
Erneuerung bezieht sich auf den Prozess der grundlegenden Veränderung und Innovation innerhalb eines Unternehmens. Dies kann die Einführung neuer Produkte oder Dienstleistungen, das Betreten neuer Märkte, die Anwendung neuer Geschäftsmodelle oder die Implementierung radikaler technologischer Innovationen umfassen. Erneuerung ist oft reaktionsgetrieben, als Antwort auf signifikante externe Veränderungen oder interne Herausforderungen, kann aber auch proaktiv erfolgen, um zukünftige Chancen zu nutzen. Der Schlüssel zur erfolgreichen Erneuerung liegt in der Fähigkeit eines Unternehmens, Veränderungen vorherzusehen, kreativ zu denken und Risiken intelligent zu managen. Erneuerung erfordert eine Kultur der Offenheit, des Lernens und der Flexibilität, um neue Ideen zu fördern und umzusetzen.
Optimierung
Optimierung befasst sich mit der Verbesserung und Effizienzsteigerung bestehender Prozesse, Strukturen und Systeme innerhalb eines Unternehmens. Im Gegensatz zur Erneuerung, die auf radikale Veränderungen abzielt, konzentriert sich die Optimierung auf inkrementelle Verbesserungen und die Feinabstimmung der operativen Leistung. Ziele der Optimierung sind unter anderem die Steigerung der Produktivität, die Reduzierung von Kosten, die Verbesserung der Qualität und die Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Optimierungsmaßnahmen können sich auf verschiedene Aspekte des Unternehmens erstrecken, von der Produktion über die Logistik bis hin zum Kundenservice. Optimierung erfordert eine systematische Analyse bestehender Prozesse, die Identifizierung von Engpässen und Ineffizienzen sowie die Implementierung von Lösungen zur Leistungssteigerung.
Erneuerung und Optimierung sind komplementäre Entwicklungsmodi im St. Galler Management-Modell, die zusammenwirken, um die Anpassungsfähigkeit und Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zu gewährleisten. Während Erneuerung das Unternehmen befähigt, durch grundlegende Veränderungen und Innovationen neue Wachstumspfade zu erschließen, sorgt Optimierung für die kontinuierliche Verbesserung und Effizienz der bestehenden Operationen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Erneuerung und Optimierung ermöglicht es Unternehmen, sowohl kurzfristige Ziele zu erreichen als auch langfristig wettbewerbsfähig und relevant zu bleiben. Die erfolgreiche Navigation zwischen diesen Entwicklungsmodi erfordert strategische Weitsicht, operative Exzellenz und eine Kultur, die Veränderung und kontinuierliche Verbesserung fördert.
Fazit
Das Neue St. Galler Management-Modell, ein fortschrittlicher Ansatz zur Unternehmensführung, entwickelt an der Universität St. Gallen, stellt einen umfassenden Rahmen dar, der die Komplexität und Dynamik der modernen Geschäftswelt adressiert. Durch seine holistische Perspektive ermöglicht es Führungskräften und Organisationen, die vielfältigen Herausforderungen und Chancen, die sich aus dem Wechselspiel zwischen internen Prozessen und externen Umweltfaktoren ergeben, effektiv zu managen.