Digitales

TOTAL VERNETZT – global und digital

Das Prinzip der Vernetzung befeuert die Digitalisierung der Arbeitswelt. Moderne Kommunikationstechnologien verändern das Leben und verlangen von Unternehmen ein ganzheitlich-systemisches Verständnis des digitalen Wandels.

2022-02-18
WCG GmbH & Co.KG

Globalisierung, Industrie 4.0, Big Data oder künstliche Intelligenz – die Zukunft ist schon da. Der digitale Wandel kommt nicht irgendwann, er ist in vollem Gange und nimmt gerade so richtig Fahrt auf. Wie dynamisch und mit welcher Geschwindigkeit sich sämtliche Lebensbereiche verändern, das veranschau­licht ein Blick in die jüngere Vergangenheit. Als der legendäre Apple-Gründer Steve Jobs am 9. Januar 2007 das erste iPhone der staunenden Weltöffentlichkeit präsentierte, wählte er vollmundige Worte: „Von Zeit zu Zeit kommt ein revolutionäres Produkt vorbei, das alles verändert.“ Und fügte hinzu, dass Apple das Telefon neu erfinden werde. Die Apple-Fans waren entzückt vom Selbstbewusstsein aus Cupertino, viele andere angesichts derart großspuriger Ankündigungen zurückhaltend bis angewidert.

Heute, nur rund zwölf Jahre später, gilt es zu konstatieren: Steve Jobs hatte nicht übertrieben. Möglicherweise reichte sein Weitblick gar nicht aus, um zu erfassen, wie tiefgreifend die Veränderungen sein würden, die ein digitaler Assistent auslösen würde. Klar ist, Apple hat das Smartphone nicht erfunden. Die Platzhirsche Nokia, Motorola und Blackberry konnten ihren Kunden smarte Mobiltelefone bei der iPhone-Präsentation schon seit geraumer Zeit anbieten. Dennoch hat das iPhone alles verändert – es hat eine neue Art und Weise der Internetnutzung angestoßen und die Telefonfunktion marginalisiert. Der ständig verfügbare Computer in der Hosentasche hat die Lebensweise der Nutzer in atemberaubender Geschwindigkeit digitalisiert. Heute dienen Smartphones zum Messen, Überprüfen, Navigieren oder Dokumentieren und vielem anderen mehr. Gleichzeitig traten neue digitale Dienste und Plattformen einen unvergleichlichen Siegeszug an. Messenger wie WhatsApp und soziale Medien wie Facebook, Instagram oder Twitter haben die Möglichkeiten, in Echtzeit zu kommunizieren, revolutioniert. In einem unaufhaltsamen und unumkehrbaren Prozess haben sich die Menschen weltweit miteinander vernetzt.

 

Dass mit der Digitalisierung ungeheure Veränderungen einhergehen können, belegt das iPhone-Beispiel ebenfalls sehr anschaulich. Von 1998 bis 2011 war Nokia der Inbegriff des mobilen Telefonierens. Die Finnen setzten Designstandards und hielten Marktanteile von mehr als 50 Prozent. Der technologischen Wucht des iPhones – und später auch der Android-basierten Geräte – hatte das Unternehmen nichts entgegenzusetzen. Erdrutschartig verlor Nokia an Bedeutung. 2014 wurde die Mobilfunksparte schließlich für einen Bruchteil des ehemaligen Wertes an Microsoft veräußert. Im Jahr 2017 kaufte das Nokia-nahe Unternehmen HMD Global die Namensrechte von Microsoft zurück. Seither werden aus der Bedeutungslosigkeit heraus wieder Mobiltelefone unter dem Namen Nokia verkauft. Die einstigen Mitstreiter Motorola und Blackberry teilten ähnliche Schicksale. Im neu formierten Markt war für sie kein Platz mehr.

Konnektivität ist die elektronische Vernetzung von Personen, Unternehmen und Staaten.

Quelle: Wirtschaftslexikon onpulson.de

Das Beispiel zeigt die disruptive Kraft der digitalen Transformation. Deutlich wird: Die Marktführerschaft ist ein fragiles Pflänzchen, das einer täglichen Pflege bedarf. Besondere Kraft in Zeiten des Wandels ziehen Unternehmen aus den eigenen Markenwerten. Sie geben Halt, Orientierung und zeichnen einen Handlungsrahmen, wenn neue Wettbewerber und Technologien oder veränderte Kundeninteressen bestehendes innerhalb kürzester Zeiträume durcheinanderwirbeln. Das Beispiel Nokia veranschaulicht übrigens, dass positive Erfahrungen mit gravierenden Veränderungen aus der eigenen Unternehmenshistorie nicht unbedingt ein Garant für eine erfolgreiche Wiederholung des Vorhabens sind. Zur Erinnerung: In den 1970er Jahren war es Nokia gelungen, die Transformation vom Hersteller von Papier und Gummistiefeln zum Technologiekonzern erfolgreich zu vollziehen. Als es um die Aufteilung des Smartphone-Markts ging, scheiterte der Hardware-Konzern nach Ansicht von Experten vor allem daran, dass Nokia es versäumt hatte, rechtzeitig ausreichende Software-Kompetenzen aufzubauen. In der Folge geriet der einstige Primus immer weiter ins Hintertreffen. Ursache für den Niedergang waren also in erster Linie nicht fehlende Touchscreens, sondern die Leistungsfähigkeit der Betriebssysteme iOS und Android.

Mit einem zeitlichen Vorlauf hat im Technologiesektor das eingesetzt, was sich heute in nahezu allen Branchen ganz ähnlich vollzieht. Der Mittelstand – und damit nicht weniger als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – steht vor immensen Herausforderungen. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus Leistungsbereitschaft, Erfolg und sozialer Verantwortung sind die mittelständischen Unternehmen eine tragende Säule des Wohlstands in Deutschland. Vielseitigkeit und Innovationskraft sind ihre markanten Kennzeichen im globalen Wettbewerb. Die Gretchenfrage der Zukunft lautet: Wie kann diese Vormachtstellung angesichts der bevorstehenden Veränderungen auch in Zukunft gehalten oder sogar ausgebaut werden? Ein Blick auf den Ist-Zustand zeigt, dass die Ausgangslage nicht schlecht ist, um die bevorstehende Transformation erfolgreich zu bewältigen. Der hiesige Mittelstand zeichnet sich durch sogenannte Hidden Champions und zahlreiche Weltmarktführer aus. Prägend für die weltweiten Erfolge sind eine enge Verzahnung mit dem Kunden und die hohe Fertigungskompetenz.

Reicht das künftig noch aus? Wohl kaum. Die Aufgabe, die vor den Unternehmen des Mittelstands liegt, ist so komplex wie anspruchsvoll. Die vorrangige Lernaufgabe besteht darin, digitale Geschäftsmodelle zu verstehen, neue zu entwickeln und bestehende an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Auch Wertschöpfungsketten müssen neu gedacht und stärker an den Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet werden. Nur so wird es künftig möglich sein, unter prozess- und kostenoptimierten Bedingungen innovativ zu agieren. Angesichts der bevorstehenden Transformation lohnt ein Blick auf die Stärken des Mittelstands. Die deutschen Unternehmen sind Global Player im B2B-Bereich. Sie verfügen über eigene Produktionsstätten, Kunden, Lieferanten und belastbare Vertriebskanäle. Gelingt es, die industrielle Exzellenz und das Know-how mit digitaler Kompetenz zu kombinieren, dann bietet die Transformation den mittelständischen Unternehmen ungeheure Chancen.

Als sicher gilt: Daten werden zu einer neuen Währung. Konnektivität ist eine Grundvoraussetzung. Alles wird miteinander vernetzt. Das lehrt ein Blick auf die Giganten. Den Nutzen von Daten und Vernetzung demonstrieren die Internet Big Five (Apple, Google, Microsoft, Amazon, Facebook) tagtäglich.

Im Vergleich dazu ist es um das Verstehen und Nutzen von Daten im deutschen Mittelstand eher schlecht bestellt. Das belegt die Studie Unternehmerperspektiven 2018 von der Commerzbank. Demnach halten 97 Prozent der befragten Unternehmen Big Data für relevant, aber nur acht Prozent erfassen, analysieren und nutzen Daten – und wenn, dann ausschließlich interne. Datenschutzprobleme, Fachkräftemangel und eine wenig ausgeprägte Bereitschaft der Führungskräfte sind ursächlich dafür. Beunruhigend: Nur 32 Prozent nutzen neue Technologien für die industrielle Fertigung und nur 23 Prozent vernetzen Maschinen miteinander. Künstliche Intelligenz ist damit noch weit vom unternehmerischen Alltag entfernt. Nur 12 Prozent nutzen Big Data entlang der Customer Journey. Rund zwei Drittel der Befragten sind außerdem nicht in der Lage, diese Technologien zu bewerten. Angesichts der Dynamik der Transformation ist die Gelassenheit im deutschen Mittelstand erstaunlich: Eine direkte Konkurrenz der Tech-Giganten aus dem Silicon Valley befürchten die Unternehmer nicht. Das ist riskant. Nokia, Motorola und Blackberry lassen grüßen.

Über 99 Prozent der deutschen Unternehmen zählen zum Mittelstand. Sie erbringen 56 Prozent der Wirtschaftsleistung, stellen knapp 60 Prozent aller Arbeitsplätze und beschäftigen rund 84 Prozent aller Auszubildenden.

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)

Vorsicht vor dem Kodak-Schicksal

Wie genau der Weg zur vollständigen Konnektivität aussehen wird, das kann noch niemand abschließend sagen. Fest steht aber: Dieser Weg wird beschritten, und der Prozess verläuft äußerst dynamisch. Er verändert die Arbeitswelt und die Mobilität der Menschen, lässt Maschinen miteinander kommunizieren und sorgt mit totaler Konnektivität für smarte Büros und agile Arbeitsformen. Ähnlich wie Smartphones die Kommunikation verändert haben, transformiert die Digitalisierung auch die Arbeitswelt. Das zwar schafft Risiken wie Cyberkriminalität oder Handelskriege, bietet aber auch neue, ungeahnte Chancen für diejenigen Unternehmen, die in der Lage sind, eine Kultur des Wandels und der Veränderung innerhalb ihrer Organisation zu entwickeln. 

Und ja, nicht zu vergessen: Der Change kostet Geld. Viel Geld sogar. Aber das Beispiel der Kontrahenten Apple versus Nokia zeigt, dass die Höhe der Investitionen nicht zwangsläufig ein Garant für Erfolge ist. Zwischen 2004 und 2007 investierten die Finnen rund 22 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung. Apple gab im gleichen Zeitraum lediglich 2,5 Milliarden Dollar aus. Das Ergebnis ist bekannt. Gefragt sind also mutige, weitsichtige Unternehmen mit klaren Zielen und dem festen Willen, die Mitarbeiter bei der Transformation mitzunehmen. Wer sich aber der Transformation verweigert, der läuft Gefahr, dass ihn das Kodak-Schicksal ereilt: Das alte Geschäft lief einfach zu gut. Auch weil Kodak es immer wieder schaffte, das bestehende Produkt weiter zu verbessern. Für neue Geschäftsmodelle blieb keine Zeit. Als Filme nicht mehr benötigt wurden, war Schluss.

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