Krisen stellen für Unternehmen vor allem eine ernstzunehmende Bedrohung dar, durch welche sich das bestehende System an Geschäftsprozessen ihren Belastungsgrenzen nähern könnte und das Fortbestehen beeinträchtigt werden könnte. In der Regel kommen Krisen unerwartet und schaffen Ungewissheit unter den Mitarbeitern, Führungskräften aber auch anderen Stakeholdern des Unternehmens wie Lieferanten, Subunternehmen oder Kunden.
Unterschieden wird meist in unternehmensinterne Krisenursachen und unternehmensexterne Krisenursachen. Erstere begrenzen sich weitgehend auf eine Organisation und gründen sich beispielsweise auf interne Ungereimtheiten aufgrund der Führung, Finanzproblemen oder Problemen in den Bereichen Absatz und Auftragslagen. Unternehmensinterne Krisen können insbesondere durch strategische Fehlentscheidungen oder falsche Einschätzungen von Entwicklungen entstehen. Wenn sich die Auswirkungen einer solchen Fehleinschätzung, meist zu einem viel späteren Zeitpunkt, schleichend in Form einer Krise zeigen, durchläuft das Unternehmen meist einen idealtypischen Ablauf von Unternehmenskrisen:
Effizienzverluste durch Meinungsverschiedenheiten unter Stakeholdern, Leitbild des Unternehmens gerät aufgrund fehlender Entscheidungen durch Führungskräfte aus den Augen.
Fehlende oder unvollständiger strategische Ausrichtung des Unternehmens führt zu Fehlausrichtung auf Marktanforderungen und Veränderungen. Zunahme an Wettbewerb.
Nachfrage und Absatz der Produkte sinkt stark. Fehlende Kundenausrichtung und –gewinnung. Schwächen in der Produktqualität und im Vertrieb nehmen zu.
weitere Verschlechterung der Ergebnisse und zunehmende finanzielle Belastung durch Eigenkapitalverzehr
Gefahr der Zahlungsunfähigkeit steigt. Zahlungsfristen können nicht mehr eingehalten werden.
Eintreten der Zahlungsunfähigkeit
Im Gegensatz dazu können sich unternehmensexterne Krisen auf ganze Branchen, Märkte oder Wertschöpfungsketten erstrecken. Vor allem seit 2008 hangelt sich die Wirtschaft von einer Krise zur nächsten. Einige aktuelle unternehmensexterne Krisen, die nahezu alle Organisationen betreffen sind dabei folgende:
Instabilität von Lieferketten
Arbeits- und Fachkräftemangel
Inflation
Ressourcenknappheit und hohe Rohstoffpreise
hohe Energiekosten
politische Unruhen und Sanktionen (z.B. Sanktionen gegen Russland aufgrund des Ukraine-Krieges)
Aber auch in Zukunft müssen sich durch die zunehmende Schnelllebigkeit in der Arbeitswelt Unternehmen durch die Globalisierung auf die unterschiedlichsten Krisen vorbereiten.
Krisenzeiten offenbaren in vielen Unternehmen häufig Defizite, bieten dadurch jedoch auch stetig die Chance, sich und das eigene Geschäftsmodell immer weiter zu optimieren und anzupassen.
Um auch in schwierigen Zeiten bestehen zu können, sollte jedes Unternehmen Krisenbewältigungsstrategien entwickeln, um Krisen schnell und flexibel managen zu können. Diese Resilienz, also die Fähigkeit mit verschiedensten unvorhersehbaren Krisen umgehen zu können, ist ein wichtiger Faktor und beschäftigt sich mit der stetigen Anpassung, dem Lernen und der Weiterentwicklung zur Bewältigung von Krisen.
Grundsätzlich lassen sich verschiedene Arten der Steigerung der Krisenbeständigkeit beschreiben. So ist es beispielsweise wichtig, durch vorausschauende Planung Ressourcenvorräte anzulegen, auch Krisen in eine Finanzplanung einzuberechnen und sich nicht von einzelnen Faktoren, z.B. einem Lieferanten, abhängig zu machen.
Die wohl wichtigste und am meisten unterschätzte Krisenbewältigungsstrategie stellt aber vor allem der Vertrauensaufbau zu und unter den Mitarbeitern dar. Dabei können eine gemeinsame Unternehmensvision, Werte und eine klar kommunizierte Unternehmenskultur der Arbeit einen Zweck geben sowie Orientierung stiften. Die Rolle von Führungskräften als Vorbild für die Mitarbeiter ist hierbei notwendig, um Unternehmenskrisen zu bewältigen und Sicherheit auch in schwierigen Zeiten zu stiften.
Ich habe gelernt, dass wenn man mit Vertrauen und Wertschätzung führt, Leistungsbereitschaft und Produktivität zurückbekommt. Diese Kultur des vertrauensvollen, wertschätzenden Umgangs miteinander hat viele Familienunternehmen geprägt und erfolgreich gemacht
Durch eine offene Kommunikation, Wertschätzung und Interesse an den Anmerkungen der Mitarbeiter kann Vertrauen geschaffen werden, während permanente Kontrollversuche und die Einschränkung der Eigenverantwortung der Mitarbeiter das Vertrauen dauerhaft schädigen können. Eine positive Vertrauenskultur kann also helfen, Krisen zu bewältigen und kann auf verschiedene Arten gestärkt werden.
Innovation befördern und Fehler tolerieren: In einer Krise muss man sich stetig an neue Bedingungen anpassen können. Mitarbeiter zu fördern, neue Ideen auszuprobieren und Fehler zu tolerieren steigert die Innovationskraft des Unternehmens, macht es in Krisen flexibler und anpassungsfähiger und stärkt den Zusammenhalt.
Beförderung von Vielfalt: Ein Team mit unterschiedlichen Erfahrungen, Fähigkeiten und Stärken kann durch vielfältige Perspektiven bei der Überwindung von Herausforderungen helfen und sich gegenseitig ergänzen.
Kommunikation: Eine Stärkung des Vertrauens zu den Mitarbeitern kann durch zeitnahe, klare Kommunikation auch von schwierigen Themen erreicht werden, da so Unsicherheiten und Misstrauen unter den Mitarbeitern reduziert werden können.
Emotionen: Auch wenn Emotionen von vielen Führungskräften als unangebracht empfunden werden, tragen sie nachhaltig zu einer guten Krisenbeständigkeit bei. Das Ausstrahlen von Sicherheit, Optimismus und Empathie können die Motivation und Effizienz der Mitarbeiter steigern.
Einbindung der Mitarbeiter: Durch die Wertschätzung neuer Ideen und ein offenes Ohr für Mitarbeiterprobleme können Handlungsentscheidungen effizienter getroffen werden und Problemlösungskompetenzen ausgebaut werden.
Stärkung von Vertrauen auch außerhalb des Unternehmens: Vor allem unternehmensübergreifende Krisen betreffen nicht nur das eigene Unternehmen, sondern auch andere Beteiligte in Lieferketten. Gegenseitiges Vertrauen und der Mut, Wissen und Ressourcen zu teilen können die Resilienz aller Beteiligten stärken.
Letztlich sollte man Krisen immer auch als Chancen verstehen, sich jederzeit weiterzuentwickeln und Geschäftsprozesse zu optimieren.